Kanuwandern im Müritzer Nationalpark

Für die 8c war es ein Abenteuer mit Ankündigung: Eine Woche stand nur Paddeln und Zelten auf dem Programm, mitten in der Natur. Die Klasse hat sich der Herausforderung gestellt.

Eine Klassenfahrt als Abenteuer...mit Ankündigung. Die Planung erfolgte spontan, wir hatten drei neue Mitglieder in der Klassengemeinschaft und es gab eine Corona-Pandemie. Keiner dieser Risikofaktoren stellte am Ende ein Problem dar. Das größte Problem war ein anderes...

Aber eins nach dem anderen. 20 Schüler*innen und zwei Lehrkräfte trafen sich an einem Montag im September um 6:45 am Bahngleis, bereit für eine Woche Paddeln und Zelten. Es war kalt und zum Glück trocken. Nichts ist so gefährlich für eine Klassenreise wie Regen bei der Abfahrt. Die Hinreise war trotzdem kein Lichtblick, denn wir mussten dreimal regulär und zweimal unvorhergesehen umsteigen, was auf einer eigentlich knapp vierstündigen Anreise schon eine sportliche Herausforderung war. Vor allem mit Blick auf das Gepäck: Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, ein paar Klamotten und Proviant für die Hinfahrt. Es sah eher nach einer Expedition an den Westpol aus.

   

Am Tor zum Nationalpark wartete unser Guide Till, der uns innerhalb kürzester Zeit in das Zelten und in die Grundtechniken des Kanufahrens einwies. Wir fuhren eine erste Runde Kanu auf dem See und merkten sehr schnell, dass es schwer ist, gemeinsam so ein Boot voranzutreiben und gleichzeitig den Kurs zu halten. Die angekündigte Kenterübung blieb uns zum Glück erspart.

Nachdem die Kanus verstaut und die Zelte aufgestellt waren, bereitete das Küchenteam die Bolognese für das Abendessen vor. Der Tag fand sein Ende bei einer nächtlichen Schwimmrunde und Gitarrenklängen am Lagerfeuer. Diese Nacht blieb ruhig, die meisten schafften es, durchzuschlafen.

  

Der zweite Tag hieß Frühstücken, Proviant vorbereiten, Lager abbauen, Boote beladen und in See stechen. Es ist ein komisches Gefühl, alles, was man zum Leben benötigt, vor sich auf dem Boot verpackt zu haben und einfach los zu fahren. Wir erlebten viel Natur, Wälder an den Ufern, Schwäne im Schilf und auf dem Wasser, unter uns fremde Pflanzen und Tiere und kein Mensch und kein Haus und keine Straße weit und breit. „Das ist aber schön“ klang es aus dem ein oder anderen Kanu... ganz leise.

 

Nach einer Strecke von ca. 15 km und einer kurzen Pause an einem Hafenimbiss erreichten wir unseren Lagerplatz für die Nacht. Ein kleiner Zeltplatz unter hohen Pinienbäumen und mit einem kleinen Strand. Hier war es sehr gemütlich. Der Lageraufbau ging schnell, alle waren noch motiviert und hatten Kraft und eine Runde Planschen am Strand stand in Aussicht. Es gab Wraps zum Abendessen, eine Nachtwanderung zur Verdauung und das Apple Event unter sternenklarer Nacht. Die Nachtwanderung war durchaus aufregend, da es im Wald wirklich kein Licht, dafür aber scheinbar fluoreszierende Pilze gab und plötzlich in der Nähe ein Schuss fiel, außerdem grollte in der Ferne Donner von einem Gewitter. Wir drehten lieber um und wanderten wieder nach Hause.

Der dritte Tag begann mit einem Rekord, deutlich vor 9 Uhr, also bevor die warmen Brötchen hätten abgeholt werden können...war die ganze Gruppe mit Material im Kanu auf dem Wasser! Das heißt Aufstehen, Frühstück machen, einnehmen und aufräumen, Zelte abbauen, Lager abbauen und alles in den Booten verstauen und in See stechen war bereits passiert. Dieser Tag war vom Paddeln her am anstrengendsten, wir mussten über offene Seen mit Gegenwind, aber auch das haben wir durch Teamarbeit geschafft. Schön war der Abstecher durch eine kleine Passage in die keine Motorboote passten. Es war absolut ruhig, es war echte Wildnis.

Der dritte Zeltplatz war noch kleiner und es sollte abends regnen. Zum Glück hatten wir die blaue Hütte, in der wir kochen, essen und Werwolf spielen konnten. Denn es regnete wirklich. Das Highlight dieses Abends war das selbstgekochte Hähnchencurry. Die Paddelstrecke war für alle tatsächlich sehr erschöpfend gewesen, dazu kam eine brodelnde Gerüchteküche und enge, vielleicht zu wenig belüftete Zelte, so dass dieser Abend für einige wohl der emotionale Tiefpunkt der Reise gewesen sein dürfte.

Trotzdem kamen am vierten Morgen alle wieder aus den Zelten hervor und packten mit an. Wer sich weigerte und „noch schlief“, wurde von der Ukuele begleitet aus dem Zelt geholt. Die Arbeiten waren schon Routine und so ging es recht zügig auf die letzte Paddeletappe. Diesmal auf einem offenen See, aber mit Rückenwind. Der Unterschied ist der, dass man mit Rückenwind nicht paddeln muss, sondern zu einer Plattform verbunden gemütlich essen und Musik hören kann und nur aufpassen muss, dass man die nächste Abbiegung nicht verpasst. Diese Abbiegung hätte keiner verpassen wollen. Der „Kanal“ war eine kilometerlange enge Wasserrinne mitten durch den Naturpark. Zum Teil war das Wasser so flach, dass wir aussteigen und die Kanus ziehen mussten, aber nicht flach genug, dass man nicht trotzdem hineinfallen konnte. Also, diese flachste Stelle (ca. 10 cm tief) war die Stelle, an der die meisten nass wurden! Ein absolutes Highlight der Tour, also der Kanal! Nun gab es noch eine Schleuse, die den mittlerweile erfahrenen Paddler*innen keinen Stress mehr bereitete und wir fuhren ein, in den Hafen von einer kleinen Stadt.

 

Alle waren froh, dass die Kanus nun das letzte Mal aus dem Wasser gehoben werden mussten. Während der Guide und das Kochteam für den Grillabend shoppen gingen, konnte sich der Rest auf eigene Faust im Städtchen umschauen. Sicher auch ein Highlight, zurück in der Zivilisation eine leckere Schachtel Pommes ganz in Ruhe ohne die ganze Klasse drumherum zu verputzen. Da wusste aber noch keiner, wie gut die selbstgemachten Burger werden würden. Egal, der Karaoke am Parktisch tat das keinen Abbruch. Das allgemeine Shopping hatte (aus meiner Sicht – leider) auch zur Folge, dass die allgemeinen Cola-Vorräte aufgestockt waren. Um ein Uhr nachts wurde ich wieder wach und mir bewusst, dass scheinbar ich der Einzige war, der geschlafen hatte. Die beiden anderen Begleiter hatten in weiser Voraussicht Ohropax appliziert. Eine energische Ansage später verstummte die Zeltstadt und ich konnte weiterschlafen.

Der fünfte Morgen brachte ein Geburtstagsständchen und Kuchen und die sehnlichst erwarteten Shuttlefahrzeuge, um uns wieder zum Bahnhof zu bringen. Die Rückfahrt mit der Bahn war, wider Erwarten, genauso anstrengend wie die Hinfahrt, nur dass der ein oder andere zu müde war, um das überhaupt zu bemerken.

Die Fahrt war ein Abenteuer, für alle anstrengend und erholsam zugleich. Aber eins war sie auf jeden Fall, ein Erlebnis, das keiner so schnell vergessen wird.

die 8c