
Von Märchen und Zoos – Theater am CFvWG
10. Juli 2025


Theaterwochen am CFvWG – gezeigt wurden diesmal zwei Inszenierungen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können.
Schillernde Märchenfiguren auf der einen, Inhaftierte eines Konzentrationslagers auf der anderen Seite. Farbenfrohe Bilder und Musik im Kontrast zu gedeckten Farben und eindringlichen Stimmen. Eine vom Kurs entwickelte Eigenproduktion traf auf die Adaption einer bekannten Vorlage. Klar war daher: Kombinieren ließen die beiden Stücke sich nicht, so wäre man keiner der Produktionen gerecht geworden. Daher gab es zwei Theaterwochen am CFvWG.
Den Anfang machte der Q1-Jahrgang: Bei über 35 Grad entführten sie das Publikum in der Inszenierung „Es war einmal…vor Gericht“ in fantasische Märchenwelten. Sechs verschiedene Märchen in sechs verschiedenen Stilen, das war die Devise.


Den Rahmen dafür bildete ein Gerichtsszenario: Richter Grimm, Justitia und eine Staatsanwältin hörten verschiedene Märchenfiguren an, die eine Anklage vorzubringen hatten.



Den Anfang bildete „Rapunzel“: Im Stil des antiken Theaters inszeniert, da durfte natürlich der Chor nicht fehlen!



„Aschenputtel“ erinnerte eher an eine TV-Show mit viel Drama…möglicherweise boten „Der Bachelor“ und Co. viel Inspiration für diesen Teil!



„Sterntaler“ kam ganz ohne Worte aus und setzte stattdessen auf Musik und Tanz.



Einen gesellschaftskritischen Ansatz wählte der Kurs mit „Frau Holle“ – Diskriminierung am Arbeitsplatz lautete die Anklage!



„Dornröschen“ war inspiriert vom Regiestil Edward Craigs, der Spielende als Marionetten in einem Gefüge begreift.



„Schneewittchen“ erinnerte eher an ein Horrorszenario, selbst den sieben Zwergen war nicht so recht zu trauen…



Am Ende erwartete alle Märchenfiguren ein Urteil und die (teils verdiente) Strafe. Happy End also? Naja, nicht ganz…
Trotz der hohen Temperaturen performte die Q1 mit vollem Einsatz und spielte vor einem voll besetzten Saal. „Eine bunte Überraschungstüte“ und eine „Kostümexplosion“ (so Stimmen aus dem Publikum) war es auf jeden Fall!
Eine Woche später war Temperatur und Stimmung eine andere. Der 10. Jahrgang inszenierte das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ von Jens Raschke.
Das Stück spielt in einem Zoo, der sich in unmittelbarer Nähe zum Konzentrationslager Buchenwald befindet. Diesen Zoo gab es damals tatsächlich.
In dem Stück beobachten die Tiere im Zoo die „Menschen in gestreiften Anzügen“ in Baracken und die „Menschen in schwarzen Stiefeln“ auf der anderen Seite des Zaunes.


Die Tiere sind die Abläufe, die Eindrücke, die seltsamen Gerüche und Geräusche von drüben längst gewöhnt und hinterfragen das alles nicht mehr.



So erleben sie eine scheinbare Harmonie, doch dann kommt ein neuer Bär hinzu, der anfängt, Fragen zu stellen, die die anderen Tiere lieber ignorieren würden. „Wo sind alle Vögel hin?“ „Was hat es mit dem qualmenden Schornstein auf sich?“


Das Stück verwendet folglich die Perspektive der Zootiere, um die Schrecken des Holocaust und die Mechanismen zu beleuchten, die die Gewalt im Konzentrationslager ermöglicht haben. Die Inszenierung thematisiert somit die Frage, wie man mit Unmenschlichkeit umgeht, und ob man wegschaut oder handelt.


Sehr dicht und eindrücklich inszenierten die Zehntklässler:innen die Haltung der Zootiere. Durch chorisches Sprechen, Formationen und durch die Tatsache, dass alle Spielenden zu jeder Zeit auf der Bühne standen, war der Kontakt zum Publikum intensiv und viele blieben erst einmal sprachlos zurück.
Ein unglaublich wichtiges Thema wurde durch diese Inszenierung in den Fokus gesetzt. In einem Nachgespräch stellten sich die Schüler:innen den Fragen des Publikums und reflektierten dabei die eigenen Rollen und ihre Beschäftigung mit dem Thema Holocaust im Verlauf der Stückentwicklung.
Zwei Stücke, viele Kontraste: So vielfältig ist die Theaterarbeit am CFvWG. Die Fachschaft DSP freut sich daher schon auf ein neues Theaterjahr!